Was uns also hilft, das Leben auf unsere Weise zu meistern, kann im Umgang mit anderen Menschen im Allgemeinen und bei Kandidat:innen im Speziellen dazu führen, durch unsere subjektive Wahrnehmung Aspekte zu stark, zu schwach oder gar nicht zu bewerten. Was sind gängige subjektive Wahrnehmungen, die möglicherweise auch auf Sie zutreffen?

Fehler des ersten Eindrucks

Ich höre öfter „ich wusste schon bei der Begrüßung, dass der nicht passt“. Naja, was ist dann die Folge in Ihrem Gehirn? Sie stellen dann die Fragen an den/die Kandidat:in mehr oder weniger so, um Ihre Einschätzung zu bestätigen und sind nicht mehr wirklich offen, Anderes zu entdecken. Oder Ihr/e Kandidat:in ist unpünktlich und Sie haben dann schon einen schlechten Eindruck, der nachwirkt, auch wenn es plausible Entschuldigung gibt.

Halo-Effekt (Halo: „Aura“ oder auch „Heiligenschein“)

Dabei wird die Wahrnehmung durch ein stark wahrgenommenes Merkmal bestimmt und damit ggfs. überbewertet. Beispiele hierfür sind, dass Attraktivität, Kleidung, selbstsicheres Auftreten oder Schlagfertigkeit einen entsprechenden Eindruck machen und vieles nicht mehr hinterfragt wird. Das passiert auch gerne, wenn der/die Kandidat:in bei einem Ihnen bekannten Unternehmen gearbeitet hat: „dann muss er/sie ja so oder so sein…“ „dann kann er/sie das ja…“

Egozentriefehler

Aus der Evolution haben wir gelernt: „wer mir ähnlich ist, dem kann ich vertrauen“. Hier geht es beispielsweise um die vielfach nachgewiesenen Effekte, dass viele von uns z.B. dazu neigen, Menschen aus einem anderen Kulturkreis weniger zum Einstellungsgespräch einzuladen, wenn wir meinen, geeignete Kandidat:innen aus dem eigenen Kulturkreis zu haben. Oder auch die Überbewertung von Merkmalen wie „kommt aus der gleichen Stadt wie ich“, „treibt den gleichen Sport wie ich“ oder Ähnliches.

Vorurteile

Wir unterliegen alle mehr oder weniger Vorurteilen, die als vorgefasste Meinung eine unvoreingenommene Beurteilung erschweren können. Also z.B.: „ältere Mitarbeitende lassen in Ihrer Leistung nach“.

Was hilft?

• Es ist wichtig, sich seiner persönlichen Subjektivität bewusst zu werden. Gehen Sie damit mit Humor um!
• Führen Sie Einstellungsgespräche immer zu zweit oder lassen Sie den/die Kandidat:in mehrere Gespräche mit verschiedenen Personen durchlaufen.
• Machen Sie sich während des Gespräches Notizen mit Beobachtungen, die Ihnen im Nachgang helfen, Ihre Entscheidungen zu begründen.
• Halten sich an das vorher festgelegte Suchprofil mit den gewünschten Eigenschaften des/der Kandidat:in und bewerten Sie nach einem transparenten Schema die Übereinstimmung mit dem Profil, z.B. auf einer Skala von 1-5 oder mit „+ o  –„
• Gleichen Sie Ihre und die Erkenntnisse aller Beobachter:innen zeitnah ab und treffen Sie gemeinsam eine gute Entscheidung mit Kopf & Bauch!