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So validieren Sie Ihre Eindrücke aus dem Auswahlgespräch
In meinem Blog „So führen Sie ein aussagekräftiges Auswahlgespräch“ bin ich detailliert auf Fragetechnik und Fragen eingegangen. Eine ganz wichtige Frage an den/die Kandidat:in ist:
„Welche Ihrer ehemaligen Arbeitgeber können am besten zu Ihnen Auskunft geben?“
Allein die erste Reaktion auf diese Frage ist ein wertvoller Einblick…
Dann: sollten dabei andere Personen genannt werden als diejenigen, die die Zeugnisse unterschrieben haben, hinterfragen Sie, warum.
Bitten Sie dann um das Einverständnis, diese Personen anrufen zu dürfen und bitten Sie den/die Kandidat:in, demjenigen Ihren Anruf anzukündigen. Warum? Es gilt das Recht auf informationelle Selbstbestimmung, d.h. es ist davon auszugehen, dass der Anruf ohne die Einwilligung rechtlich nicht zulässig wäre. Rufen Sie dann mindestens einen der Genannten an und hinterfragen Sie wesentliche Eigenschaften des/der Kandidat:in bzw. sprechen Befürchtungen offen an. Nur in sehr wenigen Fällen treffen Sie dabei auf Menschen, die nur auf das Arbeitszeugnis verweisen.
Ich eröffne das Referenzcheck-Telefonat nach einer sehr kurzen Vorstellung zu mir mit Dank für die Zeit des/der Angerufenen und mit wenigen Sätzen zu der Position, um die es geht. Dann folgen die Fragen:
- „Wie lange haben Sie mit Herrn/Frau xy gearbeitet?“
Das ist eine Warm-up Frage, die aber wichtig sein kann, wenn der/die Vorgesetzte nur kurz oder wenig mit dem/der Kandidat:in zusammen gearbeitet hat.
- „Wie würden Sie Herrn/Frau xy beschreiben?“
Je nach Ausführlichkeit der Antwort hinterfrage ich dann Stärken und Verbesserungspotentiale des/der Kandidat:in.
Dann hinterfrage ich ggfs. noch Details zur ehemaligen Position des/der Kandidat:in, wenn mir Informationen im Arbeitszeugnis unklar sind oder wenn der/die Kandidat:in von Verantwortlichkeiten oder besonderen Leistungen sprach, die nicht im Zeugnis stehen.
- „Wie zufrieden waren Sie mit seiner/ihrer Tätigkeit für Sie/Ihre Firma? (gerne als Skalenfrage)“
- „Was ist Ihre Einschätzung: ist Herr/Frau xy für die hier in Frage kommende Position geeignet?“
- „Letzte Frage: würden Sie ihn/sie wieder einstellen“ „würden Sie ihn/sie für eine Position wie die hier Angebotene einstellen?“
Die Frage „Würden Sie ihn/sie in Zukunft erneut einstellen?“ sollten Sie auf jeden Fall stellen, da derjenige sich klar positionieren muss.
Natürlich kostet Sie dieses Telefonat Zeit und Überwindung, jemanden Fremdes anzurufen. Es wird Ihnen jedoch in jedem Fall wertvolle Informationen zur Abrundung Ihrer Einstellungsentscheidung liefern – und Sie oft vor einem teuren Fehlgriff bewahren!
Und was sagen Ihre Mitarbeitenden zu dem möglichen Neuen?
Ein weiteres Puzzlestück an Informationen erhalten Sie, wenn der/die Kandidat:in nach dem Gespräch mit Ihnen allein mit einem Ihrer Mitarbeitenden sprechen kann. Es kann z.B. der Arbeitsplatz gezeigt werden und der/die Kandidat:in hat natürlich die Möglichkeit, Ihrem Mitarbeitenden weitere Fragen zu stellen. Die Meinung von Mitarbeitenden, ob der/die Kandidat:in ins Team passt, sollte für Ihre Entscheidung von großer Bedeutung sein.
Und was mache ich, wenn der/die Kandidat:in absagt?
Sprechen Sie ihn/sie immer auf die Gründe an: Sie werden vielleicht herausfinden, wo Ihr Angebot noch nicht marktgerecht ist oder wo Sie im Auswahlprozess besser werden können oder was Mitbewerber anbieten – alles wichtige Informationen, die Ihnen zukünftig helfen können.
*Es ist immer sowohl die weibliche, männliche und diverse Form gemeint und auch angestellte Führungskräfte zählen als Mitarbeitende